Nachlese II: Abschluß der G8-Protestwoche – Beginnt ein neuer Reflexionsprozeß?
(Michael Kömm) Zum Abschluß der Protestwoche hatten die Organisationen nochmal zu einer gemeinsamen Kundgebung in den Rostocker Stadthafen gerufen. Zu Beginn unterstrichen sie, daß die vielen, bunten Protestaktionen ein klares Zeichen gegen die politische Institution der G8 und ihre Politik gesetzt haben. Trotz zahlreicher Spenden gebe es jedoch leider immer noch ein Finanzierungsdefizit; daher werde auch weiterhin um Spenden gebeten.
Darauf folgten ein kurze Resümees der Verantwortlichen der einzelnen „Protestmodule“. In den Camps haben während der gesamten Woche rund 18.000 Leute genächtigt, wobei die Selbstverwaltung nur durch die vielen freiwilligen HelferInnen möglich war. Kritisch betrachtet wurde jedoch die schlechte Kommunikation mit der BAO Kavala, der Polizeidirektion Rostock, bzw. deren mehrmalige Drohung mit der Räumung der Camps. Die Kampagne Block G8 zeigte zeigte sich sehr zufrieden und merkte zu Recht positiv an, daß es – trotz einiger Provokationen der Polizei – von Seiten der Demonstrierenden friedlich blieb. Auch die VeranstalterInnen des Alternativgipfels bedankten sich bei den rund 2000 BesucherInnen für ihre aktive Teilnahme.
Das Legal Team, das für die in Gewahrsam genommenen Demonstrierenden Rechtsbeihilfe anbot, präsentierte seine vorläufigen Zahlen: Demnach kam es im Laufe der Woche zu 1136 Verhaftungen, von denen 95 % als rechtswidrig eingeschätzt werden. Am Ende der Protestwoche hätten sich erst rund 600 Verhaftete wieder als frei zurückgemeldet; das Schicksal der anderen sei immer noch unklar.
Bei der Kundgebung selbst wurden zu den Gewaltexzessen nach der Großdemonstration meist gar keine oder – wenn dann – nur sehr vorsichtige Bewertungen abgegeben. Vielmehr wurde ein Reflexionsprozeß angekündigt. Darin muß das Bündnis meiner Ansicht nach Prinzipien für eine zukünftige Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen aufstellen, was essentiell für das zukünftige Bild der globalisierungskritischen Bewegung sein wird. Dabei ist es durchaus möglich, daß eine derartige politische und aktionistische Breite, wie es sie zu diesen G8-Protesten gab, in Deutschland einmalig gewesen sein wird.
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