Donnerstag, 24. Mai 2007

Gastkommentar: Globalisierungskritik über den Gipfel hinaus tragen

Von Michael Kömm

Die globalisierungskritische Bewegung hat im Vorfeld des G8-Gipfels trotz ihrer – oder gar aufgrund ihrer – Diversität gute Arbeit geleistet: Zivilgesellschaftliche Gruppen und Verbände haben zusammen mit NGOs und den Parteien der Linken und der Grünen viele Aktionen im Vorfeld des Gipfels durchgeführt und das Aktionsprogramm rund um den G8-Gipfel klingt überaus viel versprechend – sowohl in aktionistischer wie auch in inhaltlicher Hinsicht. Nichtsdestotrotz, für den Erfolg der Bewegung wird es von großer Bedeutung sein, inwiefern es die verschiedenen Akteure schaffen werden, die Proteste über den Gipfel in Heiligendamm hinaus zu tragen und auf andere gesellschaftspolitische Anlässe zu beziehen. Globalisierungskritik darf kein singuläres, semantisches Event rund um den Gipfel sein, sondern es bedarf der Ausweitung der Diskurse in den Alltag und der weiteren Ausarbeitung konkreter Alternativen.

Hierzu ist eine weitere enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren essentiell. Denn was für den Gipfel gilt, gilt auch für die Zeit danach: Zivilgesellschaftliche Verbände, NGOs und Parteien sind in ihrer Arbeit wechselseitig aufeinander angewiesen und müssen aber dennoch unabhängig von einander erkennbar bleiben, denn sie haben verschiedene Funktionen innerhalb der Bewegung.

So braucht es z.B. konkrete Alternativen in den Global-Governance-Strukturen, v.a. eine Reform der G8 oder besser noch ihre Substitution durch ein repräsentativeres Gremium. Verbände und NGOs müssen weiterhin Alternativen dazu formulieren. Gerade die überverbandlichen Bündnisse müssen auch über den Gipfel fortgeführt werden, um ihr öffentlichkeitswirksames Potential gegen die G8 bestmöglich auszuschöpfen (auch wenn im Detail verschiedene Ziele verfolgt werden). Die erfolgreiche Vorbereitung der Aktivitäten um den diesjährigen G8-Gipfel hat ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen den Akteuren entstehen lassen, das es auch nach dem Gipfel zu pflegen gilt.

Michael Kömm ist Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Nord/Süd von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im G8-Projektteam der Grünen Jugend, das er im Arbeitsausschuß für den Alternativgipfel vertritt.

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