Sonntag, 13. Mai 2007

G8-Finanzministertreffen in Schwielowsee: Rechnung ohne den Wirt

Wenn die G8-Finanzminister Ende der kommenden Woche, am 18./19. Mai, im Resort Schwielowsee bei Potsdam zusammenkommen, soll die Diskussion über die Hedgefonds vertieft werden, aber der US-amerikanische Finanzminister, Hank Paulson, wird nicht dabei sein. Dies zeigt zweierlei: Erstens hat die Bundesregierung in Sachen Hedgefonds die Rechnung offensichtlich ohne den Wirt gemacht, zumindest ohne den wichtigsten, die USA. Und zweitens: Es wird höchste Zeit für die Europäer, ihre Vorstellungen über die Reform der globalen Gipfelarchitektur zu konkretisieren, wenn sie die US-Amerikaner künftig noch in globale Entscheidungen einbinden wollen. Zu beiden Aspekten bieten die beiden neuen W&E-Hintergrund-Ausgaben vertiefende Analysen an.

Die Diskussion im Kreis der G8-Finanzminister ist Teil einer neuen Hedgefonds-Debatte, die Jörg Huffschmid analysiert (>>> W&E-Hintergrund Mai 2007; s. Abbildung). Huffschmid registriert zunehmende Bemerkungen über die Risiken, die von den Hedgefonds ausgehen können, befürchtet aber, daß die Debatte genau so ausgehen wird, wie die erste Ende der 1990er Jahre, nämlich ohne irgendwelche greifbaren Ergebnisse. Dabei war der Handlungsbedarf eigentlich nie so groß wie heute. Das von den Hedgefonds weltweit verwaltete Vermögen ist gegenüber 1998 auf das Sechsfache gestiegen und liegt heute bei 1,5 Billionen US-Dollar. Es kommt zu zwei Dritteln aus den USA und zu einem guten Viertel aus Europa. Ohne die Beteiligung der US-Regierung wäre also jede Debatte über das Thema zur Konsequenzlosigkeit verurteilt, einmal abgesehen davon, daß sich in die zunehmenden Warnrufe von Teilen des Finanzestablishments paradoxerweise beruhigende Äußerungen über die positiven Rolle der „Heuschrecken“ beim Management von Risiken und für die finanzielle Stabilität mischen.

Während der US-Finanzminister seinen Stellvertreter Bob Kimmit nach Schwielowsee schickt, bereitet er selbst lieber den Empfang einer hochrangigen chinesischen Delegation vor, die im Rahmen des „Strategischen Dialogs“ zwischen den beiden Ländern nach Washington kommt. Die Financial Times interpretiert dies treffend als Indiz für die abnehmende Bedeutung der G7-Finanzministertreffen beim Management währungs- und finanzpolitischer Turbulenzen. Die Analyse der anhaltenden Diskussion um die Reform der Gipfelarchitektur „Jenseits der G8“, die Thomas Fues vornimmt (>>> W&E-Hintergrund Mai-Juni 2007; s. Abbildung) verweist u.a. darauf, wie sträflich die deutsche G8-Agenda dieses zentrale Zukunftsthema bislang vernachlässigt hat. Selbst Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erscheint da mit seiner Äußerung vom letzten Dezember, die G8 werde mittelfristig überflüssig und müsse („nicht im kommenden Jahr, aber in zwei oder drei Jahren“) durch ein repräsentativeres Gremium ersetzt werden, als einsamer Rufer in der Wüste.

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