Sonntag, 6. Mai 2007

McPlanet.com: Verantwortung, Engagement, Solidarität

Jennifer Morgan von der neu gegründeten Organisation E3G („Third Generation Environmentalism“) wollte die Kritik vieler Teilnehmer an der deutschen G8-Agenda nicht verstehen. "Wir können nicht warten, bis wir die ideale Weltordnung geschaffen haben – wir haben nur noch 15 Jahre,“ sagte sie auf dem Late-Night-Talk am Samstag abend im Audimax der Berliner TU. Die Regierung Bush sei der Blockierer, von der sich Merkel positiv abhebe. Auch Klaus Töpfer, der ehemalige deutsche Umweltminister und der frühere Leiter des UN-Umweltprogramms (UNEP) wollte kein Wort der Kritik an der Bundesregierung über die Lippen bringen. Dafür war er sich aber der ökologischen Schuld durchaus bewußt, die der Norden gegenüber dem Süden abtragen muß. „Wenn wir heute etwas für Afrika tun,“ so Töpfer, „hat dies nichts mit Charity zu tun, sondern damit, daß wir endlich anfangen dafür zu zahlen, was Afrika für uns tut.“ Umweltpolitik sei Verteilungspolitik. Und in einer Welt, in der die Vorteile wirtschaftlicher Aktivität (im Norden) regionalisiert und ihre Nachteile globalisiert werden, müsse man endlich dazu kommen, den Aufruf von Johannesburg (2002) umzusetzen und die Konsummuster zu verändern.

Das Abschlußplenum des dritten McPlanet-Kongresses am Sonntag stand unter dem Motto „Ein Klima des Aufbruchs – Reclaim the Climate!“. Und die rund 2000 TeilnehmerInnen verspürten tatsächlich so etwas wie Aufbuchstimmung zu einer neuen Bewegung der globalen sozialen und ökologischen Gerechtigkeit, als Marcelo Furtado von Greenpeace Brasilien davon sprach, daß die Schaffung eines postfossilistischen Zeitalters nicht ohne Gerechtigkeit denkbar sei („No decarbonisation without equity“). „Wir haben die reale Chance, Teil einer Bewegung zu sein, die die Zukunft gestalten kann“, so Furtado. Was wir dazu brauchen? Verantwortung, Engagement und Solidarität. „Ihr müßt Merkel dazu bringen, auf dem kommenden G8-Gipfel eine wirksame Klimapolitik durchzusetzen, wir die Regierung Lula, da mitzuziehen – das ist internationale Solidarität.“ In der Abschlußerklärung des Kongresses formulierten die Teilnehmer: „Wir haben es satt, daß die Bundesregierung sich in Deutschland, der Europäischen Union und bei den G8-Verhandlungen mit schönen Formulierungen in Szene setzt, ihre tatsächliche Politik dem Klimaschutz aber vielfach zuwider läuft.“ Z.B. mit einem neuen, gigantischen Programm zum Bau von Kohlekraftwerken, das vielleicht noch in diesem Jahr zum Katalysator neuen Widerstands wird.

Echte Chancen für mehr Bewegung sieht auch Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung. Diese Chancen müssen freilich erst noch ergriffen werden. „Die McPlanet-Kongresse“, so Unmüßig, „sind zu erstrangigen Räumen der Politisierung geworden, zumal für junge Menschen.“ Doch dürfe über Defizite nicht einfach hinweg gegangen werden. Das größte besteht vielleicht darin, daß auf McPlanet bislang nirgends Modelle für den erforderlichen finanziellen Ausgleich zwischen Nord und Süd sichtbar geworden seien. Ohne die bleibe die postulierte Klimagerechtigkeit im Weltmaßstab eine leere Worthülse.

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