Montag, 4. Juni 2007

Von Rostock nach Kühlungsborn und zurück: Real eingeschränkte Mobilität

Es wird beschwerlich, sich in Rostock und Umgebung zu bewegen. Das bekommen wir hier jetzt täglich zu spüren. Wir? Das betrifft mich und Michael Kömm von der Grünen Jugend, der seit heute ebenfalls Einträge zu diesem Blog beisteuert; der erste nach seinem Gastkommentar am 24. Mai berichtet vom gestrigen Aktionstag Globale Landwirtschaft (s.u.).

Während Michael heute die Aktionen zu globaler Migration und Bewegungsfreiheit beobachtet, mache ich mich auf den Weg ins Pressezentrum, um meine Akkreditierungsunterlagen abzuholen – auch ein Lehrstück in Sachen Bewegungsfreiheit, wenn man so will. Das offizielle Pressezentrum, zu dem die meisten der über 4500 akkreditierten Medienleute pilgern, liegt in von Rostock aus betrachtet westlich jenseits von Heiligendamm dem Zaun um die „weiße Perle am Meer“ herum. Mit dem Umweg über Bad Doberan immerhin rund 50 km von Rostock entfernt – ein Lump, der da denkt, dies wäre Absicht, damit die Journaille den Weg zu den vielen Alternativveranstaltungen nicht findet, die zumeist in Rostock stattfinden.

Eigentlich hat die Bahn einen halbstündigen Zugverkehr nach Bad Doberan und von da einen Zugersatzverkehr eingerichtet. Aber an diesem späten Vormittag fährt erst der dritte Zug, der auf dem Fahrplan steht. Das Bahnpersonal und die postierte Polizei spricht abwechselnd von Blockaden, die sich dann wieder als Fehlmeldungen herausstellen. Jedenfalls wird während der Fahrt – vorbei an zwei Camps, in denen ein Großteil der Protestler nächtigt – deutlich, wie flächendeckend die Sicherheitskräfte auch über das Umland verteilt sind. Gelegentlich werden potentielle Demonstranten gefilzt, aber wie sich später bei der Rückfahrt zeigen sollte, sind genügend Menschen in die Stadt gelangt, so daß die Polizei ihr Großaufgebot noch einmal voll auffährt. Die Zeit, die man einkalkulieren muß, um von einem Ort zum anderen zu kommen, wird dadurch glatt doppelt so lang. (So habe ich wenigstens auch mal was von den Rostocker Außenbezirken gesehen.)

Kühlungsborn ist ein Ostseebad unmittelbar neben Heiligendamm, in dem sich jetzt der typisch-deutsche Ölzeug-Tourismus mit dem globalen Medienzirkus mischt. Anne Will sendet ab morgen direkt von der Küste, der übrige NDR („Das Beste im Norden“) sowieso. Direkt von der Küste – das ist wortlich zu nehmen: Es gibt Freiluftstudios und Moderationsbühnen direkt am Strand – schließlich sollen die Zuschauer daheim das Gefühl haben, ganz nah am Wasser zu sein, gerade so wie die Großen Acht nebenan in ihrem Luxuskäfig.

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